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Neuerwerb für das Zuchthaus-Museum- Originalmünze Gefängnisgeld

12.05.2022

Landrätin Peggy Greiser war eine der ersten, die diese neue Attraktion im Zuchthaus-Museum Untermaßfeld in Augenschein nehmen konnte. Uwe Bornkessel, der Vorsitzende vom Burg- und Heimatverein, präsentiert dies nicht ohne Stolz.

 

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Neuerwerb im Zuchthausmuseum (12.05.2022)

Zwei Pfennige können recht wertvoll sein

Das Zuchthaus-Museum Untermaßfeld kann seit Kurzem auf ein weiteres Alleinstellungsmerkmal verweisen – eine Münze aus dem Jahr 1925, die hier geprägt worden ist.

 

Was sind schon zwei Pfennige? Umgerechnet in die heutige Währung ist das noch nicht einmal ein Geldwert von einem Cent. Der materielle Wert ist jedoch um ein Vielfaches höher, wenn die Münze fast einhundert Jahre alt ist. Doch das allein ist es nicht, was den Neuerwerb vom Burg- und Heimatverein Untermaßfeld zu einem Alleinstellungsmerkmal macht. Es ist keine Münze, die in ihrer Zeit landesweit im Umlauf war. Sie hat eine ganz eigene Geschichte.

Zwar hat es in mehreren deutschen Gefängnissen in früherer Zeit Versuche gegeben, die Gefangenen für ihre Arbeit mit Geld zu entlohnen, damit sie den Umgang mit einem Zahlungsmittel lernen, den Wert des Geldes zu schätzen wissen. Doch das geschah in den meisten Fällen einfach mit dem Geld, das es auch außerhalb der Gefängnismauern gab. Im Gefängnis in Untermaßfeld jedoch wurden eigens Münzen geprägt, die nur hier innerhalb dieser Anstalt galten. Was bisher wohl auch den Mitgliedern des Burg- und Heimatvereins, die das Zuchthaus-Museum in ehrenamtlicher Tätigkeit führen, nicht bekannt war. Eher durch Zufall sind sie jetzt darauf gestoßen.

Manfred Wedekind, ein Mitglied vom Münzverein Suhl, hatte die Münze bei einer Auktion im Internet entdeckt. Sein Interesse als Münzsammler war geweckt und er hatte sie ersteigert. Durch seinen mehrjährigen beruflichen Aufenthalt in Kuba wusste er zwar, dass es solche „internen Zahlungsmittel“ an manchen Orten gegeben hatte. So waren auch in Kuba die Leibeigenen auf den Zuckerrohr-Plantagen mit einer Währung entlohnt worden, die nur hier galt. Doch dass es dies auch einst in Deutschland gegeben hatte, erfuhr er erst bei jener Auktion im Internet.

Durch einen privaten Kontakt zu einem Mitglied des Burg- und Heimatvereins kam diese Information dann auch in Untermaßfeld an. Vereinsvorsitzender Uwe Bornkessel war sofort Feuer und Flamme. Dass Oberst Spessart, der im Jahr 1831 in Untermaßfeld Anstaltsleiter war, die Gefangenen für ihre Arbeit ebenfalls entlohnte, war bekannt. Doch dass fast einhundert Jahre später in der hiesigen Anstalt dafür sogar eigene Münzen geprägt worden sind, war auch für Uwe Bornkessel neu. Er fuhr nach Suhl, lies sich die Münze zeigen, und war begeistert. Im Verein wurde schon beraten, bis zu welcher Summe man gehen könne, um die Münze zu erwerben, ohne die finanziellen Möglichkeiten des Vereins zu übersteigen.

Dann die Überraschung: Bei einem erneuten Besuch in Suhl sagte Manfred Wedekind zu Uwe Bornkessel: „So ein einmaliges Stück gehört dorthin, wo es zu Hause ist.“ Sprach es und drückte die Münze ohne eine weitere Erklärung Uwe Bornkessel in die Hand. Ohne dass über Geld gesprochen wurde. Einfach so.

Nun kann der Burg- und Heimatverein in seinem Museum ein weiteres Alleinstellungsmerkmal zeigen. Denn zum ersten Mal in der Geschichte des Strafvollzuges ist in einer JVA eine eigene Währung geprägt worden. „2 Pfennige“ steht auf der einen Seite der Münze, „Thueringische Landesstrafanstalt Untermassfeld“ auf der Rückseite, darunter die Jahreszahl 1925. Nicht ohne Stolz präsentierte Uwe Bornkessel die Neuerwerbung, als Landrätin Peggy Greiser das Zuchthaus-Museum besuchte und dabei eine der ersten war, die diese Münze in Augenschein nehmen konnte. Vor drei Jahren hatte sie das Museum schon einmal besucht, doch wollte sie sich erneut ein Bild machen, was sich hier in der Zwischenzeit verändert hat.

 

Text erstellt von unserem Vereinsmitglied Wolfgang Swietek